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Steckborn, Obertor

 

Das Gräberfeld oberhalb der Altstadt mit 41 teils reich ausgestatteten Gräbern aus dem Frühmittelalter war 1934 bei Strassenbauarbeiten entdeckt worden. Während damals Fundobjekte wie Trachtbestandteile, Schmuck oder Waffen geborgen wurden, blieben die Skelettreste mehrheitlich im Boden. Bei erneuten Grabungen 1989 wurden 16 der Skelette wieder aufgefunden und geborgen, ausserdem 26 weitere Gräber gefasst. Bei vorgängig zu einer vorgesehenen Überbauung erfolgten archäologischen Untersuchungen kamen 2006 nochmals 40 Bestattungen zum Vorschein. Das frühmittelalterliche Gräberfeld umfasst somit über 100 Grablegungen. Unter den Funden sind eine Halskette mit 217 Perlen aus Glaspaste und ein Goldblattkreuz hervorzuheben.

Im frühen Mittelalter wurden die Menschen in grösseren und kleineren Friedhöfen bestattet, die bis in die heutige Zeit genutzt werden, vor allem wenn früh dort schon eine Kirche stand. Ein Beispiel dafür ist die Kirche St. Johann auf Burg bei Stein am Rhein.
Die Toten wurden in Särgen oder auch Tüchern beerdigt, mit dem Kopf gegen Westen. Manchmal legte man ihnen persönliche Gegenstände wie Kleider oder Schmuck, seltener auch Waffen oder Gefässe mit ins Grab. Die Sitte der Beigaben endet unter dem Einfluss des Christentums um 700 n. Chr. Wie die Gräber gekennzeichnet waren, ist nicht bekannt. Dass es Markierungen oder Grabsteine gegeben hat, ist anzunehmen. Die Erinnerung an diese Friedhöfe hat sich mancherorts erhalten in Flurnamen wie "Schelmenacker" oder "Leeberen". Grabfunde aus dem Mittelalter sind häufig die einzigen Quellen für diesen wichtigen Zeitabschnitt unserer Geschichte. Im Thurgau sind heute einige hundert Gräber bekannt.