Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Graben im Archiv - Mitteilung neuer Recherchen zum römischen Wachturm im Schaarenwald

Kolorierte Rekonstruktion des römischen Wachtturms in der Schaarenwiese bei Schlatt

Die Entdeckung eines bis dahin nicht bekannten spätrömischen Wachtturms in Schlatt-Schaaren im Winter 2022/23 darf als eine der wichtigsten archäologischen Funde der letzten Jahre bezeichnet waren. Der Turmstandort war intensiven Suchen durch ein Forscherteam in den Jahren 1903 bis 1925 entgangen. Damals kümmerte sich eine eigens eingesetzte "Rheinlimeskommission" um die Erforschung der spätrömischen Festungsbauten zwischen Basel und Arbon, den sog "Rheinlimes"; ihr Präsident war lange Jahre der frühere Frauenfelder Kantonsschullehrer und spätere Uniprofessor Otto Schulthess (1869-1939). Durch seine Jugend in Winterthur und seine Tätigkeit in Frauenfeld von 1886-1906 war er gut mit den Thurgauer Verhältnissen bekannt und er leitete unter Beizug von weiteren Personen die Untersuchungen entlang des Rheines und machte wiederholt Begehungen. Alle seine Unternehmungen, Korrespondenzen usw. dokumentierte er ausführlich und betraute Fachleute mit der Dokumentation der Grabungen.

Aufgrund verschiedener Streitigkeiten kam es nie zu einer Publikation der Ergebnisse, genauer: Von den Forschungen entlang der Rheingrenze wurde die Strecke von Basel bis an die Zürcher Grenze schliesslich aufgearbeitet und publiziert, der östliche Teil des Limesabschnittes, der wohl von etwa 290 bis nach 400 n.Chr. in Funktion blieb, wurde im Ganzen nicht mehr weiterbearbeitet.

Schon länger war bekannt, dass die Akten der genannten Kommission ins Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege gelangt waren, dieses befand sich früher in Zürich im Schweizerischen Landesmuseum, seit einigen Jahrzehnten ist es aber in Bern, heute in der Nationalbibliothek aufbewahrt. Was würde dort noch zu finden sein? Wieso hatten Schulthess und Co. den Turm im Schaaren verpasst?

Im Archiv übertrafen die Funde alle Erwartungen: Von der Bestätigung der Bürgergemeinde Schlatt für ein ordentliches Hinterlassen einer Grabungsstelle bis zu persönlichen Notizen und detaillierten Plänen, kolorierten Fundzeichnungen: Alles vorhanden. Besonders wertvoll sind Begehungsberichte, die die Strecke vom Rheinfall bis nach Arbon umfassen – Überraschung: Auch der Mäuseturm in Güttingen, der vom Amt für Archäologie von 2007 bis 2021 eingehend untersucht worden ist, war bereits im Visier der Archäologen, die damals per Zug und zu Fuss stets unter Beizug lokaler Vertrauensleute unterwegs waren.

Die Archivfunde erlauben es, die archäologischen Untersuchungen vor rund 100 Jahren gut nachzuvollziehen und mit neuen Resultaten – die zum grossen Teil erst ab den 1990er Jahren bekannt sind – zu verbinden. Ziel ist es, den überraschenden Neufund aus dem Schaarenwald mit einer Zusammenfassung des bisherigen Wissens über den Schutzwall des "Römerreiches gegen die Barbaren" zwischen Feuerthalen und Arbon zu verbinden und so die Arbeit des ehemaligen Kantilehrers aus Frauenfeld abzuschliessen.

Ansicht der verschneiten Nationalbibliothek in Bern

Nationalbibliothek in Bern, Hüterin des Eidgenössischen Archivs für Denkmalpflege

von Hand unterzeichnetes Bestätigungsschreibung mit dem Titel "Memorandum"

Bestätigung für die Hinterlassung der Fundstelle Schlatt, obere Walch in guter Ordnung; EAD 17484; 45117; 17438; 17465; 45114-45116.
Sekundarlehrer Alfons Leutenegger aus Diessenhofen führte hier 1925 Grabungen durch; es waren die letzten Aktivitäten der "Rheinlimeskommission" Im Thurgau.

Planresten des römischen Wachturms im Ratihart, westlich Diessenhofen mit Höhenprofil des gewachsenen Terrains und einer Skizze des Lageplans

Plan der Reste des römischen Wachtturms im Ratihart, westlich Diessenhofen. Aufnahme Januar 1920 durch Geometer E. Blaschek aus Stein am Rhein. EAD 45871.

Skizzierter Lageplan der Unntersuchungen im Langriet, westlich Diessenhofen

Lageplan der Untersuchungen im Langriet, westlich Diessenhofen, 1914. EAD 150'509/150511